“Was wir am nötigsten brauchen, ist ein Mensch, der uns zwingt, das zu tun, was wir können.”
Ralph Waldo Emerson
“Ich hab heute echt keine Lust zu trainieren.” “Draußen ist’s kalt, da wickle ich mich lieber in meine Knuddeldecke.”
Manchmal kostet es wirklich Überwindung, die wohlige Höhle zu verlassen und sich selbst abzurackern, nur um Monate später gut auszusehen. Da hilft natürlich Disziplin (wieso ich nicht viel davon halte, kannst du hier lesen) oder Motivation. Aber wie schaffe ich es, mich in “harten” Zeiten aufzurappeln?
Hier kannst du einen Trick aus der Psychologie anwenden: Die klassische Konditionierung. “Das klingt ja nach Schule…” Falls dich die Herkunft und der Hintergrund nicht interessieren, kannst du gerne nach unten scrollen, da beschreibe ich die praktische Anwendung. Aber ab und zu kann ein wenig dazulernen nicht schaden, oder? 😉
Also, du hast vielleicht schon mal von Pawlow und “seinen” Hunden gehört. Iwan Petrowitsch Pawlow war ein russischer Mediziner und Physiologe zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Er beobachtete, dass Hunde (hier sind sich die Quellen nicht einig, ob es seine oder Hunde im Zwinger waren), wenn sie die Schritte ihres Herrchen hörten, bereits Speichel produzierten, obwohl noch kein Futter in Sicht war. Er vermutete, dass es am Geräusch der Schritte lag, da die Hunde normalerweise, wenn das Herrchen, kam auch Futter bekamen. Somit verbanden die Hunde unbewusst das Geräusch der Schritte mit darauf folgender Fütterung. Um diese Hypothese zu prüfen, hat er 1905 ein Experiment durchgeführt (welches unter anderem dafür sorgte, dass er den Nobelpreis gewonnen hat):
Er hat in diesem Experiment Hunden Essen vorgesetzt (unbedingter Reiz), worauf sie mit Speichelfluss reagierten (unbedingte Reaktion), und gleichzeitig eine Glocke (neutraler Reiz) läuten lassen. “Aber echt jetzt, was interessiert mich ein sabbernder Hund?” Abwarten, abwarten 😉 Wenn er dies häufiger getan hat, reagierten die Hunde mit Speichelfluss, selbst wenn er nur die Glocke geläutet hat ohne ihnen Futter zu geben. Das heißt, die Hunde wurden auf die Glocke “konditioniert”. Aber was heißt das jetzt für uns und unsere Motivation? Wenn ein Hund eine eigentlich unpassende Reaktion auf ein “Ereignis” angelernt bekommen kann, dann können wir das auch. Also lasst uns lernen, auf das unpassende Ereignis “Ich muss zum Training” mit einer unpassenden Reaktion “Ich kann’s gar nicht erwarten zum Training zu gehen” zu reagieren!
Hier die praktische Lösung:
Jedes Mal, wenn du Spaß hast beim Trainieren, dich im Spiegel zufrieden betrachtest, oder du neue persönliche Rekorde gebrochen hast, lass die Glocke läuten! Jetzt rechne ich mit zwei möglichen Reaktionen von dir.
Erstens: “Was für eine Glocke?! Verdammt, was redest du??” Darauf kann ich nur sagen, vielleicht solltest du dir doch die zwei Minuten gönnen und den vorigen Absatz durchlesen?
Und zweitens: “Chris, das ist gut und schön, aber solange ich nicht das Christkind bin, wirke ich mit Glöckchen eher dämlich.” Da stimme ich dir zu. 😉 Das heißt wir, benötigen einen anderen neutralen Reiz. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel ein Workout-Song, also ein Lied, das du immer dann hörst, wenn du in super Stimmung bist. Ich bin jedoch kein großer Fan davon, da du dann mitten im Training mit dem Handy/Mp3-Player oder Ähnlichem rumspielen musst und diese Zeit solltest du besser fürs Training nutzen (wieso, kannst du hier nachlesen). Eine meiner Meinung nach bessere Möglichkeit ist es, den neutralen Reiz anders zu setzen. Zum Beispiel, indem du dir auf den Ellbogen drückst, oder Daumen und kleiner Finger sich berühren (sei kreativ, wichtig ist nur, dass es keine alltägliche Bewegung ist, sonst löst du den Reiz unabsichtlich aus) und gleichzeitig einen Spruch sagst (z.B.: “Ich liebe es zu trainieren!”). Wenn du dies nun öfters machst, speichert dein Unterbewusstsein diese Bewegung + Spruch mit einem guten/motivierten Gefühl. Und somit wird deine “Null Bock”-Stimmung durch eine “Los geht’s”-Stimmung ersetzt!
Um mal wieder auf das Anfangszitat zurückzukehren, sei DU der Mensch, der dich zwingt!
Also in nächster Zeit, wenn du dich gut fühlst, konditioniere dich für schlechte Zeiten. Wenn du dann mal keine Lust hast, mach einfach deine Bewegung und sag deinen Spruch und schon kann dich nichts mehr aufhalten!
Schon probiert? Oder machst du bereits eine eigene Variante? Schreib mir doch hier unten von deinen Erfahrungen.
Dein Fitnesstrainer Wien,
Chris
Hin und wieder freut einen das Training einfach nicht; kennt jeder. Ich habe eine ganz einfach Strategie, um doch zu einem Workout zu kommen:
A.) Ich rufe 2-3 Freunde an und mache irgendeine lässige Sportart (wie z.B. Stand-up Paddling).
B.) Oder, ich gehe zu einem “Gruppentraining” wie bspw. Cross-Fit.
So mache ich doch noch ein halbwegs sinnvolles Training!
Ein bisschen Abwechslung schadet nie und wichtig ist sowieso nur, dass du dich bewegst 😉